Hilfe für Bauernhöfe bei Glyphosat-Kontaminationen

Verantwortlicher Autor: Dominik Crimi Leipzig
Professorin Monika Krüger: 1. Hilfe für Bauernhöfe bei Glyphosatproblemen

Leipzig [ENA] Was tun, wenn im Stall die Tiere krank werden oder die Tiere sterben? Oft stehen diese Fälle offenbar mit Glyphosat im Futter der Nutztiere im Zusammenhang. Frau Professorin Monika Krüger gibt Strategien für Nutz- und Haustiere. Falls Sie nicht mehr weiterwissen, könnte dieser Ratgeber helfen!

Interview mit Frau Professorin Monika Krüger aus Leipzig. Sie ist ehemalige Direktorin des Instituts für Bakteriologie und Mykologie der Universität Leipzig. In Ihrer Laufbahn an diesem Institut beschäftigte Sie Sich mit vielen Krankheiten im und um den Bauernhof. Sie besuchte viele verschiedene Höfe, vorallem in Deutschland und stellte fest, dass viele Bauern an den Rand Ihrer Existenz getrieben werden, mit diesen schwierigen Problemen. Dieses Interview soll dazu dienen, schnelle und einfache Hinweise zu geben, wie in diesem Falle vorgegangen werden soll und welche Lösungen vorhanden sind. Dies ohne dass dies viel kosten wird und mit professioneller Hilfe. Herzlichen Dank an Frau Professorin Monika Krüger für die Informationen.


Stimmt es, dass glyphosathaltiges Futter weniger Spurenelemente besitzt?

Monika Krüger: „Ja, das hängt mit der besonderen Eigenschaft von Glyphosat zusammen, als Chelator (bindet zweiwertige Kationen wie Mg++, Ca++, Fe++, Co++, Mn++, Cu++, Se++, Zn, etc.) zu fungieren und diese lebensnotwendigen Mengen- und Spurenelemente fest zu binden, sodass sie dem Lebewesen nicht mehr zur Verfügung stehen. Mit Lebewesen meine ich eigentlich alles, was lebt. Das beginnt bei den Bakterien und hört beim Menschen auf. Wenn z. B. Glyphosat nach Besprühen der Pflanzen (Herbst und Frühling) in den Boden gelangt, bindet es hier auch diese Elemente fest und es ist weniger davon in den später wachsenden Pflanzen vorhanden. Der Mangel beginnt bereits hier.“

Glpyhosat steht im Zusammenhang mit Bakterien, konkret Clostridium botulinum. Wie können sich Diese verbreiten? Monika Krüger: „Diese Erkrankung, die in akuten Form (Neurotoxin wird im Futter bei Kontamination mit Clostridium (C.) botulinum –Sporen, die auskeimen, wachsen und dabei dieses Neurotoxin bilden, kontaminiert, schlaffe Lähmung der Muskulatur ist dann die Folge.) und chronischer Form (Sporen werden aufgenommen, keimen unter den Bedingungen einer Dysbiose der Magen-Darm-Mikrobiota (MDM) aus und bilden Neurotoxin, das natürlich in geringeren Mengen gebildet wir und so einen schleichenden Prozess auslöst) vorkommt, hat sich in der letzten Form seit Mitte der 1990er Jahre massiv verbreitet.

Wir haben festgestellt, dass ein wichtiger Gegenspieler (Antagonist) von C. botulinum, die Enterokokken durch Glyphosat in Menge und Aktivität reduziert wird. Das konnten wir in Laborversuchen feststellen und natürlich auch in den Beständen mit erkrankten Rindern. Man benötigt wenigstens 100.000 bis eine Million von diesen Bakterien/g Darminhalt in der MDM, wenn C. botulinum beherrscht werden soll. C. botulinum kommt ubiquitär, also überall vor. Es hängt aber von der Konzentration dieses Erregers ab, ob Neurotoxin gebildet wird. In unseren Untersuchungen waren das mindestens 1000 Sporen/g. Es kommt also darauf an, den Erreger unter dieser Keimzahl zu halten. Das machen die Enterokokken und einige andere Bakterien im Darmtrakt.“

Wie merkt eine Landwirtin, dass ihre Tiere Probleme durch Glyphosat haben?

Monika Krüger: „An erster Stelle steht immer der Leistungsabfall, ein sehr unspezifisches Symptom. Weiterhin können sehr viele Symptome auftreten, jeder Tierbestand hat seine Spezifik. Es treten mehr Erkrankungen durch Infektionserreger wie Salmonellen, Clostridium perfringens (ist Glyphosat-resistent), Mykoplasmen, E. coli etc. auf. Das hängt mit der Störung der Homöostase der MDM und mit der negativen Beeinflussung des Immunsystems zusammen.

In vielen Beständen treten Fruchtbarkeitsstörungen (Glyphosat blockiert ein Enzym, das Testosteron in Östrogen umwandelt), Aborte ohne infektiöse Ursache, Euterentzündungen, Schleimhautentzündungen, Festliegen nach der Geburt (Infusionen helfen nicht), Bewegungsstörungen, reduzierte Wasser- und Futteraufnahme, Blutungsneigung. Glyphosat blockiert in der Leber und im Dünndarm von Tieren mit einhöhligem Magen ein Enzym, das für die Detoxifizierung von Giftstoffen vorhanden ist. Bei Vögeln (Kropf) und Wiederkäuern mit mehrhöhligem Magen werden Protozoen und Bakterien in diesem Verdauungstraktabschnitt gehemmt. Dadurch können Giftststoffe wie z. B. Mykotoxine der Pilze (Fusarium spp.) nicht detoxifiziert werden.“


Was kann der Landwirt tun?

Monika Krüger: „Wesentlich ist immer die Diagnostik. Auf bloßen Verdacht sollte man nicht behandeln. Hat der Landwirt den Verdacht und weiß dazu, dass er Glyphosat-haltiges Futter verwendet, kann er Urine von Frischabkalbern oder von hochleistenden Tieren zur Glyphosat-Untersuchung einschicken. Sehr hohe Creatinkinase (CK)-Werte, Spurenelementmangel, erhöhte Leberenzymwerte im Blut sind ebenfalls ein Verdachtsmomente. Vor allem importierte Futtermittel, die Glyphosat enthalten (GVO, gentechnisch verändert) wie Soja, Raps, Rapskuchen, Baumwollsaatmehl, Mais, Getreide sollten ebenfalls untersucht werden.

Liegen positive Befunde vor, können zur Neutralisierung von Glyphosat Huminsäuren(120g/Tag), Zeolith(200g/Tag) (Revit 3000 KAD-C nur 50 gramm), Moor(200g/Tag) eingesetzt werden. Der Landwirt entscheidet auf der Basis des Preisvergleiches. Parallel müssen die Spurenelemente und Vitamin K zugeführt werden. Die Mengen an Spuren-und Mengenelementen im Futter reichen nicht aus. Es sollten unbedingt organisch gebundene Spurenelemente sein. Unsere Erfahrungen sprechen dafür, dass durch diese Substitution die Tiergesundheit stabilisiert werden kann. Das ist aber nur eine mittelfristige Maßnahme. Der Tierhalter muss entscheiden, welchen Weg er in der Zukunft beschreiten möchte. Letztendlich ist der Umgang mit den Ausscheidungen der Tiere für ihn selbst nicht ganz ungefährlich.“

Wie lange dauert es, bis wieder alles in Ordnung ist?

Monika Krüger: „Ich gehe von mindestens 3 Monaten Substitution aus. Doch wenn weiterhin Glyphosat-haltige Futtermittel eingesetzt werden, geht alles wieder von vorn los, wenn nicht mehr substituiert wird. Der Landwirt muss also auf der Basis seiner Ökonomie entscheiden. GVO-Futter ist billiger als Nicht-GVO-Futter, doch rechnet man die Tierverluste und die Kosten für tierärztliche Behandlungen sowie die Substitutionen ein, dann ist Nicht-GVO-Futter billiger und vor allem der Landwirt geht wieder gern in seinen Stall, weil er Freude an gesunden Tieren hat. Weiterhin sollte bedacht werden, dass so auch Lebensmittel produziert werden, die auch Mittel zum Leben für den Verbraucher sind.“

Welches sind die wichtigsten Punkte, die beachtet werden sollten? Monika Krüger: „In erster Linie muss der Landwirt den Futtermittelhändler nach der Herkunft der Futtermittel befragen. Dann muss er sich selbst befragen, wo und wann er Glyphosat-haltige Herbizide eingesetzt hat. Er muss natürlich auch zur Kenntnis nehmen, dass bei Fütterung von GVO-haltigen Futter Glyphosat mit Kot und Urin in die Gülle oder in den Mist kommt und hier zu einer Veränderung der Mikrobiota führt sowie auch dann wieder in den Boden bei Verwendung als Wirtschaftsdünger gelangt. In den Tierbeständen steht eine gute Tierbeobachtung im Vordergrund, um Veränderungen bei den Tieren im Verhalten, in der Futteraufnahme etc. zu erkennen.“

Mit dieser kleinen „Anleitung für und rund um den Bauernhof“ sollte es nun möglich sein, viele Probleme zu vermeiden oder zu eliminieren. Diese Massnahmen sind relativ kostengünstig, im Vergleich zu vielen Anderen. Trotz dieser „Neutralisierungsanleitung“ wäre es jedoch noch viel besser, Glyphosat wäre erst gar nicht in unserer Nahrungskette, weder in der tierischen noch in der menschlichen Ernährung. Zwischenzeitlich bis zu einem allfälligen Verbot durch die EFSA, sollte Ihnen nun doch so wenigstens ein Weg bereitstehen, wie Sie Ihren Tieren bestmöglich helfen können.

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